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Nach einer ruhigen Nacht in einem Hotel in Besishaher ging es dann früh morgens los Richtung Daraphani. Zuerst noch gemeinsam mit dem CocaCola Treck, so der Nick Name von der Annapurna Runde, welche sich im Laufe der Zeit immer mehr zu einer Jeep Strecke verwandelt und nicht unbedingt des Trekkers Geschmack trifft, klar für den schnellen Tourismus und das schnelle Geld natürlich von Vorteil. Jedoch leidet die Natur und das Land darunter denn die Nachhaltigkeit geht dabei vollkommen verloren.

Bereits am zweiten Tag haben wir die Strecke bis Daraphani zurückgelegt und freuen uns schon auf den nächsten Tag, denn da sollte es endlich auf schmalen Pfaden auf die Manaslu Runde abzweigen. Die Touristenströme und Jeeps sollten schlagartig weniger werden und das Erlebnis kann so richtig losgehen.

Zweiteres stimmte, aber die schmalen Pfade blieben uns leider verborgen, nicht weil wir diese nicht gefunden hätten. Zu unserer Enttäuschung mussten wir feststellen, dass auch auf dieser Seite des Flusses mit dem Bau einer Straße begonnen wurde.

Nur knapp gescheitert und dennoch erfolgreich und zufrieden!
10.11. - 18.10.2017

Manaslu, Trekking, Climbing and a bit flying

Wie vor drei Jahren wollte ich es machen, ganz locker hingehen einen 6000der als Probegipfel erledigen und dann ein paar Tage später am Gipfel die Tageszeitung vom Abreisetag von zuhause präsentieren.

Nur verbirgt sich das teuflische meistens im Detail, ganz kleine, nicht beeinflussbare Umstände die dann im Extremfall richtig große Probleme verursachen könne. Doch soweit kam es erst gar nicht.

Mitte September 2017 sind Markus, ein guter Kumpel und ich gemeinsam nach Nepal aufgebrochen. Geplant war die Umrundung vom Manaslu Massiv mit einer Ersteigung des 6249m hohen Larkya North Gipfels fast an der Tibetanischen Grenze gelegen.

Für Markus sollte es sein erster 6000der werden, für mich der Vorbereitungs – und   Akklimatisierungsberg für mein bisher höchstes Vorhaben.

Aber erstmal langsam, es beginnen der Spaß ja schon in Kathmandu. Zwei Tage nach unserer Landung machen wir uns auf den Weg nach Besishahar einer kleinen Provinzstadt westlich vom Massiv gelegen. Schon die Fahrt mit dem Bus dorthin war das erste Erlebnis für sich. Normalerweise benötigt man für 170km Fahrtstrecke ja gute 2 Stunden, hierzulande geht alles etwas gemächlicher und langsamer aber nicht unbedingt ohne Aktion. Die fast 12 Stunden vergingen durch die vielen Eindrücke auf dem Kathmandu Highway wie im Flug. Ja Highway auch wenn es eher einer etwas verkommenen Bundesstraße bei uns gleicht.

Das Vorantreiben der Straße bis zum nächsten Dorf geht nicht ganz so schnell wie bei uns, aber stetig und unaufhaltsam werden auch die letzten Naturschätze und unberührten Dörfer in denen noch die ursprüngliche tibetanische Kultur vor herrscht mit der Moderne verbunden und konfrontiert werden.

Aber dann, kurz vor dem nächsten Dorf geht es von der Schotterpiste das erste Mal ins Gelände, das Herz lacht auf ein sich durch den Wald schlängelnder Pfad weißt uns die Richtung, mal ein bisschen bergab und doch über weite Strecken bergauf, Höhenmeter um Höhenmeter entfliehen wir dem feuchten und warmen Dschungelklima. Nach weiteren drei Tagen und unzähligen Kilometern im Wald stehen wir dann am Rande einer hohen Schotterflanke die steil in ein extrem breites Moränenbett des Gletschers abfällt und auch gleichzeitig die Grenze des Annapurna sowie des Manaslu Conservation Area bezeichnet. Nur noch wenige Kilometer dann sind wir im letzten Dorf auf 3700m vor dem Passübergang angekommen.  Leider wird das wetter immer schlechter, am Vormittag haben wir noch die Gänsegeier beobachten können, wie sie immer wieder auf ihren Patrouillenflügen in der Wolkendecke verschwunden sind.

 

Nach einem kräftigenden Mittagessen haben wir unseren Aufstieg noch fortgesetzt. Aber gegen Abend am Tea House angekommen, einer aus Steinen zusammengeschlichteten Baracke auf 4300m, setzte Schneegraupeln ein und zu allem Überfluss fielen die Temperaturen auch noch unter den Gefrierpunkt. Unsere erste Nacht im Zelt wurde eine eher feuchte und kalte Angelegenheit, aber ja, positiv denkend schliefen wir im Glauben morgen bei schönem Wetter auf die Passhöhe aufsteigen zu können, ein.

 

Alles anders am nächsten Morgen. Ich bin mit gehörigem Kopfweh aufgewacht und fühlte mich gar nicht wohl, die Höhe? Max hingegen ging es blendend, er nutzte nach dem Frühstück die Gelegenheit mit unseren zwei Begleitern, ich will nicht abwertend Träger sagen, die Hochalpinausrüstung das Zelt und sonstige Sachen auf den Pass zu tragen. Sozusagen ordentlich akklimatisieren. Ganz ruhig konnte ich auch nicht sitzen bleiben. Während Max schon wieder im Abstieg war, plagte ich mich Meter für Meter aufwärts, ganz langsam aber immer stätig. Bei der Hälfte des Weges begegneten wir uns, ein klein wenig wollte ich noch aufsteigen, wenigstens die 4800m wollte ich noch schaffen, aber dann habe ich auch umgedreht, denn das Wetter hatte sich leider nicht gebessert.

Am Morgen darauf ging es dann endgültig auf den Hochpass auf 5160m Höhe, ohne Probleme, lediglich das Gewicht des Rucksacks machte sich in der Höhe schon ein wenig bemerkbar, aber damit muss man leben.

Nach dem errichten unseres Basislagers startete ich gleich voller Begeisterung mit der Erkundung der Umgebung. Über eine gewaltige Gletscherzunge die unter Tonnen von Schutt begraben, langsam dahinfließend sich den Weg ins Tal sucht, mussten wir drüber. Immer wieder hörte man wie Eisstücke abbrechen und bei dem schlechten Wetter auch die eine oder andere Lawine von den Hängen ringsum ins Tal donnern, nur sehen konnte man nichts. Bis zum Einstieg unseres geplanten Gipfels, den Larkya North Peak mit knapp 6249m, schaffte ich es in dieser mystischen Umgebung, immer wieder rissen die Nebelfetzen auf und man konnte einen Blick auf die ganzen Ausmaße des Geländes unter einem werfen. Sehr beeindruckend und beängstigend zugleich. Leider setzte die Dämmerung schon wieder ein und ich musste den ganzen Weg wieder zurück, zum Glück hatte ich am Hinweg schon jede Menge Steinmänner und Markierungen gesetzt um die Route am Tag des Gipfelsturms leichter zu finden.

Jedoch machte ich die Rechnung ohne das Wetter…
Diese blieb auch für die nächsten drei Tage hartnäckig, kalt, Regen mit Schneefall und auch noch ein kalter beißender Wind stellte sich ein. Nach den kalten und eher langweiligen Tagen am Pass entschlossen wir abzusteigen. Wehmut stellte sich ein, auch wenn es gleichzeitig Erleichterung war, dass man wusste man kann sich wieder bewegen und dem Wetter etwas entgegensetzen, auch wenn es kein Entkommen gab. Nur eines wurmte mich innerlich, nicht nur das ich nicht auf diesen Gipfel kam, ich hatte ja noch ein größeres Ziel vor mir. Nein viel mehr wurmte mich, dass Max auf den Gipfel verzichten musste, hatte er sich doch so lange darauf gefreut und auch aufs intensivste darauf vorbereitet. Aber wer weiß für was es gut war, dass der kurz vor der Abreise Papa gewordene Max nicht auf den Gipfel gekommen war.

 

Etwas enttäuscht und ein wenig Wut im Bauch machten wir uns auf den Weg Richtung Samdo, geplant war das wir, wenn es geht, bis nach Samagaon gehen. Es war ein harter und langer Tag als wir nach acht Stunden Gehzeit kurz vor dem Dorf die Wegweiser zum Basis Lager des acht höchsten Bergs dieser Erde erblickten. Samagaon ist der Ausgangspunkt zum Manaslu.

Schon am Abend begann ich voller Aufregung meine Sachen zu packen, den ganzen Vormittag tags darauf benötigte ich noch um das notwendige Material kompakt zu packen und das was ich nicht mehr benötigte in die Taschen der Träger zu füllen.

Max und ich sind dann mit dem gesamten Equipment aufgebrochen Richtung Basislager, knapp 1300Hm, dafür benötigen wir keine Träger, by fair means war die Devise. Denn alle Alpinisten die wir in der Lodge getroffen haben, haben gemeint sie hätten nur zwei bis zweieinhalb Stunden benötigt, steil aber schön zu gehen. Nun ja es gibt ja den Stammtisch der Angler, Jäger und anderen … schön zu gehen war der Weg schon und auch durchwegs steil, da es immer später wurde und dann auch noch zu regnen anfing kam mir langsam das Grübeln, sind wir so schwach, was wird mich da noch erwarten, uff. Die Wolken wurden immer finsterer und die Bedingungen Zusehens wieder schlechter, Dämmrig wurde es und Max musste den ganzen Weg noch nach unten, die Zeit ging aus, wir mussten uns trennen, Max musste wieder nach unten, an dieser Stelle brach für mich fast die Welt zusammen, irgendwie schien auf einmal nichts mehr zu klappen, zuerst der verwehrte Gipfel, dann konnte er sich auch nicht das Base Camp ansehen und musste zu allem Überdruss auch noch im Dunkeln absteigen. Nach ein paar Minuten Diskussion gab es noch eine knappe Verabschiedung, Markus entschwand im Nebel nach unten und ich wusste nicht wie lange ich noch nach oben benötigen würde.

Im Nachhinein betrachtet, hätten wir einfach gehen sollen, denn in der Zeit in der wir die Entscheidung getroffen und meinen zweiten Rucksack verstaut haben, hätten wir auch das Basislager erreicht. Aber das war so nicht abzusehen, den der Träger den wir gefragt haben, wie lange es noch dauern würde, stellte uns noch eine weiter Stunde Aufstieg in Aussicht.

Max schlug sich dann mit den beiden Trägern noch für weitere sieben Tage Richtung Arughat Bazar dem Endpunkt der Trekkingtour. Aber dies erzählen wir in einer anderen Geschichte.

Manaslu 8163m Climb & Fly das Abenteuer

Nach einem ordentlichen Abendessen und einer geruhsamen Nacht in meinem Zelt, bin ich schon am nächsten Morgen bereit für den ersten Aufstieg Richtung Hochlagerkette. Doch sogleich kam der Dämpfer. Es gibt kein Zelt für mich, wie kein Zelt. Nein für mich wurde kein Zelt vorbereitet und ich wurde auch nirgendwo eingeplant, spannend. Nach einer Weile der Verhandlungen und dem Versprechen, das Zelt zu bezahlen, wenn ich es nicht mehr zurückbringen würde, bekomme ich so ein Expeditionszelt. Fünf Kilo nochmal zu meinem gesamten Equipment dazu, na bum. Der Rucksack nun über 30Kg schwer, empfiehlt mir der Koch, doch nur bis Camp I auf 6100m zu gehen, nur dass ich mich nicht übernehme.
Ja ja …, werden wir schon sehen. Mit einer Stunde Verspätung starte ich dann in mein Abenteuer Manaslu.

Ich bin nicht schlecht drauf und körperlich saustark.

Am selbigen Tag bin ich dann mit dem gesamten Gepäck in acht Stunden bis auf Lager II in 6350m aufgestiegen. Die Kollegen und auch Höhenträger meines Anbieters hatten nicht schlecht gestaunt. Am darauffolgenden Tag machte ich dann meine erste wirklich hohe Akklimatisierungstour auf über 7000 Meter, allerdings ohne mein Gepäck.
Ich wollte am selben Tag ja wieder runter um in Lager II nochmal zu schlafen. Am dritten und vierten Tag ging ich zuerst auf Camp III auf 6800m und dann auf Camp IV in 7400m. Allerdings hatte mir mein Gehirn und auch Magen mitgeteilt, dass das Travel lunch nicht gut sei. Es ekelte mir so sehr das ich mich in Camp III zum Frühstück leider übergeben musste. Mit nur einem Kaffee und zwei bis drei Müsliriegel musste ich dann auf das letzte Lager aufsteigen. Bis auf das, dass ich schon am vierten Tag auf 7400 Meter angekommen war, blieb die Erkenntnis, dass, was man da oben an Energie verliert nicht wieder zurückbekommt.

 

Hungrig und doch etwas flau im Magen ging es dann um zwei Uhr in der Früh los. Warm war es, man benötigte keine Daunenhandschuhe und auch keine Kapuze, angenehm.
Das Tempo ist dann eher langsam und man darf sich nicht von den Flaschenträgern beeindrucken lassen!

Ja ich bin auf 7500 Meter unterwegs und habe keinen Sauerstoff bei mir, ich will den Berg ohne Künstlichen Sauerstoff bezwingen, andernfalls könnte ich eh einen niedrigeren Berg auch bezwingen. Aber all diese Fakten muss man sehr wohl bedenken und gut überlegen wieviel Risiko man bereit ist einzugehen.
Und das habe ich, nach dem mir der Magen noch immer etwas flau war und ich nicht wirklich bei Kräften, viel wenige Höhenmeter über der 7600 Meter Grenze die Entscheidung doch umzudrehen, denn irgendwie will und soll ich von diesem Berg auch noch runter.

So stieg ich wieder bis ins Camp ab und bei Anbruch des Tages ging ich dann wieder bis ins Base Camp hinunter im dort ein paar Tage zu regenerieren. 17,5Km und rund 2800Hm im Abstieg.

Der Plan

Eigentlich hatte ich schon immer einen kühnen Plan im Kopf, der Grund für diese Aktion. Dass ich aber bei meinem ersten Versuch schon den Gipfel in Angriff genommen habe, damit habe ich selbst nicht gerechnet. So fing ich schon am zweiten Tag im Base Camp wieder an meine Sachen für meinen tollkühnen Plan zusammen zu packen. Light Weight sollte es sein, um schnell Höhe zu gewinnen. Als aller erster musste Susi in den Rucksack, dann das Gurtzeug und dann doch auch der Retter.
Was ihr kennt Susi nicht? Meine 16m² Superlight Edition von AirDesign, nein?

Ja ich will von da oben mit dem Paragleiter fliegen, die Susi, ein nahezu perfekter Flügel für solche Aktionen. Klein und gutes Packmaß, wenig Gewicht und super schnelles Profil bei gutem Gleiten, was will man mehr. Nun liegt es nur noch an mir, die gut 3363 Höhenmeter zurück zu legen.

Am nächsten Morgen gab es dann schon um sechs Uhr morgens Frühstück, sodass ich schon eine Stunde später mit meinem sogenannten Lightweight Rucksack am Start stehe. Leightweight, hmmm, ahha, schon die Schuhe mit Steigeisen haben vier Kilogramm, die Daunen Mode, nicht unbedingt leichter, der Schlafsack, ein bisschen Proviant, das macht dann ganz lockere zwanzig Plus Kilogramm Leightweight. Nun ja, muss man nehmen wie es ist, so geht’s los, von 4800m zum Cramponspoint, in die schweren Schuhe, vorbei am Advanced Base Camp und an Lager eins, weiter zu Lager zwei. Den gesamten Eisbruch in einer guten Zeit durchquert, starke Leistung bin zufrieden. Nach acht Stunden bin ich bereits auf dem Weg zu Lager drei, langsam bricht der Nachmittag an und ein wenig später beginnt es auch schon zu dämmern. Vorbei an Lager drei, in Richtung Einstieg auf die lange Gerade bis zur Querung unter den Eisabbrüchen. Oberhalb von Lager drei setzten aber die Höhenwinde immer mehr ein, sie machten das Steigen schwer und langsam, auch kühlte der Körper extrem aus, zudem sind nach dem Schlechtwetter die Temperaturen generell gefallen. Alles schlechte Vorzeichen, nach elf Stunden entschloss ich, dann doch umzudrehen um in Lager drei Schutz zu finden. Wieder ein geplatzter Traum, keine Speed Besteigung, wo ich eigentlich gar nicht so schlecht unterwegs war. Alles kann man im Leben eben nicht bekommen. Mit diesem Vorsatz motivierte ich mich dann wieder um am nächsten Morgen auf das letzte Lager aufzusteigen. Es waren stürmische und kalte Bedingungen, der Höhenwind hatte nicht nachgelassen, im Gegenteil, man hatte das Gefühl, dass mit den Sonnenstrahlen die Winde nur noch stärker wurden. So kam ich dann fünf Stunden später schon relativ müde und hungrig auf 7400 Meter an. Der Wind wehte extrem, ich suchte schnellstens Schutz in einem der Zelte und kam den ganzen Nachmittag nicht mehr heraus, ich nutzte die Zeit um zu schlafen und mich zu erholen, so gut es eben ging. Am Abend kochte ich mir die Nudelsuppe und aß noch ein Pancake von den restlichen zwei Stück die ich noch hatte. Dann wurde wieder gewartet, leider ließ der Wind nicht nach, im Gegenteil, er wurde stärker, die Böen rissen teilweise das Zelt nieder, man konnte sich kaum aufrichten. Die gesamte Nacht konnte man vor lauter Lärm kaum schlafen. Um ca. vier Uhr in der Früh ging dann der Reisverschluss von meinem Zelt auf, ich dachte jetzt ist alles vorbei, das Zelt ist hinüber. Zum Glück steckte nur ein Spanier den Kopf rein und fragte mich ob er und sein Kollege bei mir im Zelt Zuflucht suchen könnten. Sicher doch, dann wird es auch gleich wärmer im Zelt. So verbrachten wir dann noch den ganzen Tag wartend im Zelt bis sich gegen Nachmittag der Wind zu legen begann, langsam aber sicher, jede Böe wurde schwächer und die Abstände immer länger Hoffnung und Aufbruchsstimmung verbreitete sich, kann ich am Abend aufbrechen.

Um elf Uhr nachts startete ich dann Richtung Gipfel, ein bisschen Ausgehungert aber dennoch mit gutem Gefühl, nur die Temperaturen waren empfindlich gesunken, zum ersten Mal verspürte ich richtige Kälte, wahrscheinlich um die Minus 25° Celsius und ein ganz feines Lüftchen vom kalten Nordwestwind zog über das Plateau, nicht viel, so um die zehn vielleicht fünfzehn km/h, aber stetig. Immer wieder musste ich stehen bleiben meine Finger und Zehen zu bewegen um sie zu wärmen, trotz Unterhandschuhen, Fließhandschuhen und Daunenfäustlingen waren die Finger kalt. Der einzige Vorteil bei den Fingern ist, dass man sie in den Handschuhen zusammenrollen kann, das geht bei den Zehen eher schwer. So musste ich, meinem Ziel so nah, dennoch die Entscheidung treffen, auf Gut 7800m meiner Zehen zuliebe umzudrehen, mit denen hätte ich in den nächsten Jahren noch ein paar Kleinigkeiten vor und dafür würde ich sie doch gut gebrauchen.

Nach drei, vielleicht vier Stunden Schlaf haben mich dann die ersten Sonnenstrahlen auf dem Zelt geweckt, etwas zerknirscht und erschöpft zog ich mich an und checkte die Wetterlage, wenigsten fliegen sollte noch klappen, ich will da nicht mehr runtergehen. Nach einer weiteren Stunde Vorbereitung, man glaubt gar nicht wie anstrengend das in dieser Höhe ist und schon gar, wenn man total Erschöpft ist, war ich dann zum Starten bereit. Erst kam der Wind noch von Westen, also eigentlich ja eh genau von der passenden Seite. In diese Richtung wollte ich auch vom Gipfel starten, nur das es vom letzten Hochlager nicht ganz so elegant rausgeht. Allerdings bis ich den Schirm auf dem durch den Wind glatt polierten Schneeflächen irgendwie auslegen konnte, drehte der Wind auf Südost. Alles von vorne nur auf der anderen Seite des Sattels, bis mir der Schirm dann nicht um die Beine rutschte, dauerte es schon ein Weilchen. Fast schon dem Verzweifeln nahe, stellte sich dann doch noch nahezu laminarer Wind ein.

Und dann, Aufziehen, Ausdrehen und ab geht’s, plötzlich bin ich in der Luft, alles geht ganz schnell, beim Rausfliegen hebt es nochmal ein paar Meter an und dann geht’s ab Richtung Tal, hinweg über die Eisabbrüche, über die Gletscherzungen, hin zu den noch weit entfernten Bergrücken welche ich überfliegen will. Geht sich das aus? Zu meinem Erstaunen musste ich feststellen, dass das Gleiten gewaltig gut ist, der Speed im Trimm so um die 60Km/h liegt. Ein klein wenig mehr Sauerstoff und schon klappt es auch mit dem Denken wieder. Es ist der Luftwiederstand, also die Reibung doch zu berücksichtigen! dieser geht in die Gleitwinkelberechnung doch ganz gehörig ein, verhält der sich doch Quadratisch, also man zieht die Wurzel daraus, man ist ja hoch oben, wenig Luftatome, ergo keine, na ja, wenig Reibung, das heißt nicht nur schneller, sondern auch wesentlich weniger Wiederstand, daher auch weniger sinken. Alles logisch oder?! Wenn Ihr mal bei 60Km/h die Hand aus dem Fester eures Autos haltet, dann werdet ich erst mal verstehen wieviel Wiederstand die Luft eigentlich bietet. Genial oder.

 

Daten, Fakten echte Freude

Das ich nicht am Gipfel war und auch nicht von oben Starten konnte ist mittlerweile fast nebensächlich, jeder Gleitschirmpilot wird mir recht geben. Ich habe den Flug meines Lebens gemacht.

Mit einem 16m² „großen“ Miniwing eine Flugtrecke von über 28Km bei einem Höhenunterschied von 5000m, höchste Höhe 7455m, Landehöhe 2445m und einen max. Speed von fast 90Km/h.

Mit diesem Streich habe ich mir auch noch nahezu vier Tage Fußmarsch erspart, ich musste von Gap lediglich nur noch Hundert Kilometer bis nach Arughat Bazar gehen. Also lockeres ausspazieren sozusagen, die Natur und die genialen Berge ringsum noch mal richtig genießen bis es wieder in die Zivilisation geht.

Nach weiteren zwei Tagen Busfahrt war ich dann glücklich wieder in Kathmandu angekommen.

Und die nächsten Abenteuer schon im Kopf. Wird man, wenn man dieses Gefühl einmal inhaliert hat, jemals gescheiter, denkt man an die Strapazen vor ein paar Tagen noch?

Ja klar, aber schon wieder total im positiven, und für so einen Flug, Leute sag ich euch, würde jeder von euch ebenso hart kämpfen wie ich.

Also bis zum nächsten Mal.

 

Ps.: Nach dem Abenteuer ist bereits vor dem nächsten Abenteuer

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