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Veni, vidi, vici, na ja, nicht ganz...
Die, meine erste Boardairline ist geschlagen, in Altaussee wurde der Bewerb ausgetragen.

Vom Wetter her war es nicht ganz so perfekt wie in Tolmin/Slo, eher weniger Fly dafür viel Hike, was mir schließlich ein wenig entgegen kam.

Aber zuerst zurück zum Anfang, die Vorbereitungen für so eine Bordairline sind schon recht aufwendig, nicht nur das Material muss passen und zusammen gerichtet sein, auch eine Strategie gehört überlegt und die Möglichkeiten müssen auf der Karte ausgearbeitet werden. Schließlich geht es bei der Bordairline darum, seine persönliche Grenze auszuloten und rechtzeitig umzudrehen.

Die Regeln sind denkbar einfach, jener Pilot welcher sich am weitesten vom Startpunkt weg bewegt und nach 33h wieder zurückkommt, der hat gewonnen. Das Material, also Gleitschirm, Rettungsschirm, Gurtzeug und Helm bleiben immer beim Piloten. Einhaltung der Int. Flugregeln und mindestens 20% der gesamten zurückgelegten Strecke zwischen Start und Wendepunkt sollten geflogen sein, nun ja, mal ehrlich, fliegen geht schneller und ist viel angenehmer als 100km mit einem 10 - 12kg schweren Rucksack durch die Gegend zu laufen.

Ja und dann kommt noch jede Menge Strategie hinzu, wie gesagt es bringt nichts unendlich viele Kilometer zu laufen wenn die Flugstrecke nicht erfüllt ist.
Daher müssen zu jedem Zeitpunkt Entscheidungen getroffen werden, stätig müssen diese Entscheidungen abgewogen und überdacht werden, im Nachhinein stellt sich heraus ob sich diese positiv oder doch negativ auswirken.

Am Samstag um 8:00Uhr war es dann so weit, Startschuss zur 3. Bordairline 2016 in Altaussee.
Das Wetter schien am Vormittag doch recht brauchbar um Strecke beim Fliegen zu machen, jetzt war die Devise von fast allen Piloten, den nächsten brauchbaren Berg so schnell wie möglich zu erreichen um von dort mit dem Paragleiter eine möglichst große Strecke in die ausgearbeitete Richtung zu fliegen.

Ich war schon der vierte Pilot der vom Gipfel des Kampls aus gestartet ist, nur ging es leider nicht ganz über die Bergkette nach Liezen. Ein wenig Geduld beim Kurbeln hätte mir da schon viel weitergeholfen, aber was soll’s, nur aus Fehlern lernt man.

So musste ich meinen Weg Richtung Steinach eben zu Fuß fortsetzen um von den nächsten Wiesen über Steinach zu starten.

Alles gut soweit, nur hatte ich ein, zwei Verhauer im unwegsamen Gelände, was mir wertvolle Zeit kostete und am Fuße des Grimmings braute sich gegen 14:00 Uhr schon das erste starke Gewitter zusammen.

Der zweite Start war eher ein, na ja, warum überhaupt, das Gewitter saugte die umliegende Luft schon so stark an das ich eigentlich keinen Meter in meine gewünschte Richtung flog, der Beschleunigerweg am Paragleiter war bereits voll ausgereizt, Rolle auf Rolle und ich hatte gerade mal 5km/h Fahrt über Grund…, so musste ich dann auch Landen, zwischen der Straße und der Bahnstrecke, gleich dahinter ein paar Häuser, spannende Sache.

Bordairline Altaussee
04. - 05.06.2016

Alles gut gegangen, schnell den Schirm verstauen sich umziehen und weiter geht’s Richtung Rottenmann. Vorbei an der Kaserne in Aigen über die Alte Bundesstraße nach Lassing bis ich schlussendlich kurz vor dem Triebental von einer ja schon fast furchterregenden Regenwand aufgehalten wurde. Da es mittlerweile schon auf die 18:00Uhr zuging nutzten wir die Regenpause um was zu essen und ein wenig Energie zu tanken. Wir, damit meine ich meine Freundin als Supporterin, liebevoll auch „Erdferkel“ genannt, diese armen Menschen müssen mental sehr, sehr stark sein! Das ständige Gemecker, mal zu weit voraus gefahren, mal nicht gefunden, dann passt das Trinken wieder nicht, zu süß, zu heiß und so weiter und so fort. An dieser Stelle auch gleich mal ein herzliches Danke, denn wie wichtig der Support letztlich ist, merkt man nach einem Platzregen, wenn man vollkommen durchnässt und zitternd in seine trockenen Klamotten schlüpfen kann, einen warmen Tee und was zum Beißen zwischen die Zähne bekommt.

Nach dem Starkregen in Rottenmann, entschied ich mich noch um halb Neun am Abend auf die Rottenmannerhütte aufzusteigen um am nächsten Morgen dann vom „Stein am Mandl“ aus 2000 Meter Seehöhe nach Lassing zu fliegen.

1000 Höhenmeter und 11km später, wurde ich kurz nach zehn Uhr am Abend noch herzlich auf der Hütte empfangen und mit einem großen Teller Frittatensuppe versorgt, dann ging‘s auch schon ab in die Federn.

3:30Uhr, der Wecker holt mich aus dem Tiefschlaf, aufstehen, die Beine wollen eigentlich nicht, kurzer Blick aus dem Fenster, das Wetter passt.
Voller Vorfreude zum Frühstück, Abmarsch um vier, nach 400 Höhenmetern stehe ich am Gipfel, rufe meine Freundin, die im Tal auf mich wartet an und melde mich.

Wie schaut‘s mit Nebel im Tal aus…? Nach kurzem warten, dann die ernüchternde Nachricht, Nebel bis zum Kirchturmspitz, Enttäuschung, die ganzen Mühen um sonst, alle Höhenmeter wieder zu Fuß absteigen und von Rottenmann dann bis nach Altaussee wieder zurück laufen. Ich hatte die dicken Schwaden ja auch schon im Triebental, im Ennstal und bis ins Gesäuse beobachten können, trotzdem holt einen die Nachricht wieder auf den Boden der Realität zurück…

Nun stehe ich da am Gipfel, ganz ruhig, die Sonne im Begriff sich aus den hohen Wolken zu erheben, aber es bleibt keine Zeit zum Warten. Noch gut 1400Höhenmeter im Abstieg und 68km nach Altaussee bis 17:00Uhr am Nachmittag.

Große Aufgabe, unten angekommen und bereits um neun durch Lassing durch, beginnt es aufzureißen und sonnig zu werden, nur an den Bergflanken hält sich der Dunst noch hartnäckig. Es bietet sich nach wie vor keine vernünftige Möglichkeit wenigstens noch einen kleinen Abgleiter zu machen oder gar ans Fliegen zudenken.
Der Grimming wäre noch frei um den Gipfel, aber in Badmitterndorf türmen sich schon die ersten Gewitterwolken auf, schade, schon wieder zu spät. Langsam aber sicher muss ich eingestehen, dass ich viele Kilometer umsonst gelaufen bin, wie anfangs schon geschrieben, ist Strategie sehr wichtig bei der Bordairline!
Denn die Laufstrecke wird ja so lange reduziert bis der 20% Anteil vom Fliegen erreicht ist, was natürlich schmerzt, wenn man glaubt das man nur so um die 15 – 18km Flugstrecke erreicht hat und erkennt das die Laufstrecke weit über 100km beträgt.

Letztlich kam es noch wie es kommen musste, im Ortsteil Tauplitz erwischten mich schon die ersten Regenschauern, in Badmitterndorf ein Regenguss, wie in einer Waschanlage, klatschnass bis auf die Knochen und fröstelnd weil ich eigentlich nur eine ganz dünne, kurze Laufhose und ein Sportshirt an hatte. Trockene Klamotten anlegen, Regenjacke drüber und weiter geht‘s, steif vor Kälte, Krämpfe in den kalten Oberschenkeln, nur noch 20km bis nach Altaussee, im Kopf rechnen 7 bis 8km/h ein paar Pausen noch einrechnen, das muss sich ausgehen, da bin ich um zehn Minuten schneller, es geht bergauf, der Schnitt geht runter, verdammt, draufhalten auch wenn die Blase unter dem linken Zehenballen schon kräftig reibt. 16:00Uhr Bad Aussee ist durch, nur noch viereinhalb Kilometer, ein zwei Steigungen jetzt gibt’s kein Nachlassen mehr, die kürzeste Strecke, mit einer kräftigen Steigung, das Tempo hält, der Schmerz wird verdrängt, die Oberschenkel und Waden brennen…, der Körper funktioniert nur noch, wie auch immer das möglich ist?

Das Ortschild ist da, 16:35Uhr, ich kann es kaum fassen, Endspurt bis zum Volkshaus, ich biege um die Ecke, der Zielbogen erscheint auf der Wiese.
Die Zielglocke läutend, melde ich mich kurz vor Fünf Uhr nachmittags von meinem zwölfstündigen Lauf von Rottenmann, beim Rennkomitee an, Aufgabe erfüllt, 20% „Heimkommerbonus“ ein gestreift.

Überglücklich beende ich meine erste Bordairline nach fast 33 Stunden, mit nur 4,5 Stunden Schlaf, 48,94km Wendepunkt, 26,63km Flug, 4200Höhenmeter im Aufstieg und 112,69km laufen mit dem 4. Platz!

Wie schön „Blech“ in diesem Moment doch glänzen kann.

Freue ich mich schon auf die nächste Borairline in Kärnten, am Goldeck.

Übrigens, kann man die Athleten am Livetrack über die Home Page der Veranstaltung
http://www.bordairline.com mitverfolgen.

 

Auf weitere schöne und lässige Touren…

 

Best Gerald

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