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Grimming Attack 2016
25. 06. 2016

Eine „kleine“ Bordairline.

 

Im Rahmen des Internationalen Sail Plain Grand Prix in Niederöblarn hatten die Enthusiasten der Bordairline und Hike&Fly Szene die Möglichkeit ihren Sport mal so richtig ins Rampenlicht zu rücken.

 

Die Zutaten sind ganz simpel, 6 Stunden Zeit, Start und Ziel in Niederöblarn am Flugplatz,

2 Wendepunkte auf 2 verschiedenen Gipfeln, Mutereck am Grimming und Kammspitze in Gröbming.

Ein,- am Anfang eher verwirrendes Punktesystem und jede Menge Spaß.

 

Neben den 13 anderen Teilnehmern, war wohl an diesem Tag die Hitze der größte Gegner.

 

Der Start wurde zum Glück noch eine halbe Stunde vorverlegt um der Windsituation ein wenig Einhalt zu gebieten, es zählte jede Minute.   Angesagt wurde um die Mittagszeit gut 30Km/h Wind aus Süden und das zunehmend und noch dazu  starke thermische Entwicklung.

So ging auch schon 2 Stunden vor dem Start die strategische Materialentscheidung los.

Kleiner Flügel oder doch der Streckenflügel mit dem Streckengurtzeug? Einige Piloten waren mit extrem kleinen und leichten Sitzgurtzeugen unterwegs, wieder andere packten ihre kleinen Hybridschirme in den Rucksack.

Ich entschied mich nach einigem hin und her,- ich hatte ja die Susi2 mit „nur“ 16m² auch im Auto, dann doch für den Volt2 und das Kolibri Gurtzeug von Kortel.
 

Beim Briefing wurden wir dann noch aufgeklärt dass wir nicht über die Landebahn fliegen dürfen, da möglicherweise zur gleichen Zeit die Segelflieger des Grand Prix mit gut 150km/h und mehr in 100m Höhe über den Boden ihren Zieleinflug haben werden.

Auch das Punktesystem wurde nochmals erläutert. 2 Punkte pro 50 gestiegener Höhenmeter, 100 Punkte pro erreichtem Wendepunkt, 1 Punkt pro Flugkilometer der weitesten Flugstrecke, 1 Punkt pro 5 Minuten vor der Endzeit und natürlich auch Strafpunkte für’s zu spät nach Hause kommen.

9:30 Start,- kurz danach ging es schon mit einem Affentempo über die Eisenbahnbrücke und entlang des Bahndammes nach Niederstuttern um die gut 1500 Höhenmeter auf das Multereck in Angriff zu nehmen.

Es war extrem heiß und alle die nicht genug zu trinken mit hatten mussten Höllenqualen auf sich nehmen. Erste Geländestufe, eine Eisenleiter half uns darüber hinweg, dann wieder Schotterfeld bis zur nächsten Seilversicherung, Höhenmeter um Höhenmeter kamen wir unserem Ziel entgegen.

Als wir über die Geländekante auf den Rücken kurz vor dem Multereck kamen, wehte der Wind extrem stark. Mir schien ein Start schier unmöglich bei diesen Bedingungen,- nur noch ein paar Höhenmeter, was mache ich da?

Mir graute schon vor dem Abstieg zum nächst möglichen Startplatz, im Startkorridor bin ich doch schon lange und wegen den paar Höhenmetern.

Nach gut 2:30 Minuten erreichten wir das Multereck, Thomas Hofbauer war schon zum Starten bereit, er zog seinen Triton hoch,

er musste einmal Korrigieren, drehte sich aus und entfloh dem Felsenfeld in der steilen Flanke.

Gut 10 Minuten später startete Philipp Berger seinen Tonka, ganz elegant, an der nahezu gleichen Stelle wie Thomas, da geht was…

Die Entscheidung mit meinem Volt2 Superlight in den Wettkampf zu gehen war goldrichtig.

Ich beobachtet das Windrad das da auf dem kleinen Wiesenplateau stand und stellte fest, es zeigt immer wieder Westwind und genau so eine Windböe nutze ich aus um direkt auf der Wiese zu starten.

Auf ging’s Richtung Kammspitze, dem Grat entlang,  vorbei am Grimminggipfel, bis zur Landung auf einer Lichtung in der Nähe einer Alm. Leider hatte ich mit so einer starken Wind Düse und dem Lee nicht gerechnet, so bin ich nicht ganz da hingekommen wo ich wollte, aber wie heißt es so schön, aus Fehlern lernt man.

So nahm ich die Laufstrecke mit knapp 700 Höhenmetern auf den Kammspitz eben von der Nordseite in Angriff. Die Seite ist nicht ganz von Vorteil weil kein direkter Wanderweg zum Gipfel führt. Aber schließlich zählen ja nur die zurückgelegten Höhenmeter und die sind nicht viel geringer wie die auf der Südseite, die Chance lebt.

14:30 Ich klettere über ein Latschenfeld in eine steile Rinne, nur nicht ausrutschen sonst…,

dann über die steilen Hänge Richtung Gipfel um den 1000m Radius zum Wendepunkt zu erreichen und um einen geeigneten Startplatz zu suchen.

Die Wiesen sind megasteil, 35° ja stellenweise sogar 40°, in dem Moment wie ich mich zum Start bereit mache dreht der Wind immer mehr den Hang entlang und wird immer kräftiger, 25Km/h und mehr. Ich habe keine Möglichkeit die Position zu ändern, ich muss eine andere Stelle suchen, da unten eine Mulde! Schirm zusammen raffen über die steilen Wiesen und Geröllbänder 100m Absteigen bis in die Mulde.

Doch nicht so gut wie gedacht, nun kommt der Wind auch schon von oben, klappt mir den halb über die Latschen ausgelegten Schirm zusammen und verknotet mir die Leinen mit einigen Holzstücken von den Latschen. Mist!

Ich raffe und stopfe voller Hektik den Schirm in den Rucksack, 15:30 Uhr das wird knapp! Nun renne ich los, steige mit Vollgas Richtung Gipfel auf, die Oberschenkel und Waden brennen, der Mund ist ausgetrocknet, da merke ich, dass mein Flüssigkeitsvorrat aufgebraucht ist. 4 Liter weg und ich hatte noch einige Kilometer Flugstrecke, wenn ich nichts zum Starten finde dann kann ich das Ganze auch noch runter laufen…, ich muss sterben!

Doch plötzlich tut sich vor dem Felsaufbau des Gipfels eine steile Wiese auf mit einigen Mulden drin. Sehr steil die Wiese man kann kaum stehen, ausrutschen sollte man da besser nicht und der Wind legt auch noch zu, schon gut 30Km/h, aber gerade von unten, das kann meine letzte Chance sein den Flügel in die Luft zu kriegen.

Nun bereute ich meine Entscheidung mit dem Volt2 zu fliegen schon ein wenig.

Also Auflegen, ganz vorsichtig in das Gurtzeug steigen, die Leinen sortieren, die richtige Startposition suchen und …

Alles geklappt, mit einem heftigen Ruck, noch mit dem Gesicht zum Hang ging es schon in die Luft, ausdrehen von der Felswand wegbleiben, gleichzeitig in den Beinsack schlüpfen und dann nur noch nachhause. Den Flugplatz in Niedröblarn anvisierend, war ich über die Entscheidung mit dem Streckenflügel zu fliegen wiederum gar nicht so traurig. Er trug mich ohne Umwege mit einem fantastischen Gleiten bis über die Enns neben der Rollbahn, nur noch Höhe abbauen und knapp über die Bäume in den Landesektor einfliegen.

Perfekte Landung, 5 Minuten nach 16.00 Uhr, schnell schnell den Schirm zusammenraffen und die letzten Meter laufend mit dem Gurtzeug an und dem Schirm am Rücken durch das Ziel Gate.

 

Was für ein Erlebnis! Halb verdurstet und gezeichnet von den Strapazen ließ ich alles an Ort und Stelle fallen. Endlich geschafft!

 

Aber seht’s euch selber an,  https://youtu.be/SeP0UQoMn00

viel Spaß beim anschauen

 

 

Auf weitere schöne und lässige Touren…

 

Best Gerald

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