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Alphubel
07. - 08.03.2014

Schweiz, Mattertal

Ein paar Tage frei, schönes recht stabiles Wetter, ganz klar, ab in die Schweiz ein paar 4000der niederreißen.
Eigentlich schon fast wieder zu spät, setzte ich mich am Freitagabend in mein Auto und machte mich auf den Weg in die Schweiz, genauer gesagt, die Ortschaft Täsch im Mattertal war mein Ziel.
Ich hoffte die ganze Nacht durchfahren zu können um dann gleich nach der Ankunft auf die Täschhütte aufsteigen zu können.
Früher, so mit 25 Jahren machte mir eine 10 stündige Autofahrt über die Nacht nichts aus und meistens stiegen wir noch am Vormittag auf die Hütte auf um am darauffolgenden Tag schon wieder um 3 Uhr morgens den ersten Berg in Angriff zu nehmen.
Doch muss ich zugeben, dass ich mein alter auch schon langsam spüre, ich musste dem Drang der Natur letztlich doch nachgeben und mich um 2 Uhr morgens schlafen legen.

Zu Mittag in Ottavan, einer kleinen versteckten Alm über Täsch angekommen, machte ich mich gemütlich auf zur Hütte. Keine 500 Höhenmeter, daher blieb noch genügend Kraft um auch noch am selben Tag den Weg bis zum Einstieg in den Rotgrat zu erkunden.

Der Alphubel, mit 4206m ein relativ einfacher 4000der, da ich alleine unterwegs bin, will ich unbedingt die Gletscherflächen meiden, daher entscheide ich mich für die etwas schwerer Route über den Rotgrat. Felskletterei in gutem Fels mit herrlichem Aus- und Rundblick in die 4000 Kulisse der Monterosa, gegenüber dem Weiß - , Zinal -, dem Obergabelhorn und natürlich auch aufs Matterhorn, nehme ich die paar Stellen im oberen 3. bis unteren 4. Grad in Kauf.

Spannende Kletterei mit viel Tiefblick

3 Uhr Weckruf, schnell Frühstücken und dann auf ins Abenteuer.
Nur eine 2er Seilschaft vor mir, aus der fränkischen Schweiz kommen sie, hatte ich am Vorabend erfahren und sind ganz schön schnell im Aufstieg. Gut dachte ich mir, die haben auch nicht so eine elegante Abstiegsmöglichkeit im Rucksack wie ich.
Dranhalten und das Tempo nicht verringern, wer weiß wie es mir bei der Kletterei geht, schon eine gewisse Beruhigung wenn man weiß das da noch jemand ist, der einem möglicherweise helfen kann oder die mich, falls ein Start nicht möglich wäre, in ihre Seilschaft einbinden und einen wieder ins Tal mitnehmen. 1 Stunde später stehe ich am Einstieg, die Jungs gehen’s gleich ordentlich an, Direttissima durch die ersten Aufschwünge auf den Grat. Ich entscheide mich für meine ausgekundschaftete Variante über ein zusammenhängendes Bändersystem. Diese Übung war ja recht einfach, so komme ich auch gut voran, steige die leichte Gratkletterei zügig aufwärts bis ich auf ein flaches Firnfeld komme.
Steigeisen benötige ich da noch keine, es kommt ja auch gleich wieder Felsen. Ein kleiner feiner Abschnitt in schönem griffigem Felsen tut sich mir auf, allerdings gibt die Dämmerung nun auch schon einiges an Sicht frei und die gesamte Dimension der Unternehmung tut sich mir auf.
Nach oben noch ein weites Stück zu klettern mit einem gewaltigen Aufschwung und unter mir die tiefen Gletscherfelder mit den steilen Felsflanken und Rinnen. Ich bin alleine, einiges vor mir die beiden Jungs, die am laufenden Seil klettern, ich sehe wie sie auf einer Firnschneide auf den Gipfelaufschwung zugehen.
Einige Zeit später stehe ich ebenfalls an dieser Firnschneide, steil ist sie und relativ schmal, Steigeisen sind nun gefragt, ich bemerke, dass ich beim Klettern ganz gut vorrankomme und nur noch einen geringen Abstand zu den beiden Schweizern habe. Erleichterung tut sich mir auf, da die Routenfindung für mich etwas leichter wird und ich mich ganz auf die Kletterei konzentrieren kann.
Das erweist sich an einigen Stellen in diesem Steilen Aufschwung als sehr hilfreich, es geht mit den Steigeisen um eine ausgesetzte Stelle, hinter mir geht es 100 Meter vielleicht auch mehr kerzengerade hinunter, sehr kleingriffig und nur mit den vordersten Enden der Frontzacken kletternd muss eine Felsnische gequert werden, an dessen Ende geht es in einem leicht überhängenden Ausstieg über die Kannte.
Der Rucksack hängt sich an und der Kopf sagt, „fest zugreifen … du bist nicht angeseilt …, 0 – Fehlerprogramm …, sonst war‘s dein letzter …“, schob ich mich langsam und gewissenhaft kletternd über diese ausgesetzte Stelle.
In der Zwischenzeit habe ich die Jungs eingeholt und kletterte die letzten anstrengenden Meter des Grates gemeinsam mit ihnen dem steilen Ausstiegsfirnfeld entgegen, müde und ausgelaugt bin ich schon, das stätige prüfen, sich immer wieder auf die nächsten paar Meter Kletterei konzentrieren, laugt ganz schön aus. 30 Minuten nach dem wir in die Firnflanke eingestiegen sind, stehe ich dann gemeinsam mit einigen anderen am Gipfel des Alphubels.
Erleichterung, Freude tut sich auf, der Wind passt und die Verhältnisse zum Starten könnten fast perfekter nicht sein.
Nach einigen verwunderten Blicken, warum mein Rucksack etwas größer ist als der aller anderen, wurde ich auch schon angesprochen was da drinnen sei? Na ja, schmunzelnd gab ich zur Antwort, „Meine Abstiegshilfe“, verblüffte Gesichter …, nur einer sagte ganz trocken, im schweizerischen Dialekt, „das Schlitzohr hat einen Gleitschirm dabei“.  
Nach kurzem Smalltalk über das Material, machten sich die Seilschaften auf zum Abstieg. Nun gehörte mir der Gipfel ganz alleine, ich genoss die Aussicht und bereitete mich ganz in Ruhe auf meinen Flug hinunter nach Täsch vor.

Gewaltige Kulisse, herrliche Aussicht

Um 11:00 Uhr starte ich gut 200 Meter neben dem Gipfel, das steile Firnfeld hinunter und raus …,
der Boden verliert sich förmlich unter mir und nur Augenblicke später habe ich über 1000 Meter Luft unter den Sohlen, mit diesem herrlichen Gefühl drehe ich nach links ab und fliege schnurgerade auf das Matterhorn zu, mit dem Gedanken, „dir Berg, werde ich auch noch mal einen Besuch abstatten“.
20 Minuten später flog ich bereits über Täsch, der Wind hielt sich in Grenzen und so konnte ich direkt am Ende des Dorfes die grünen Matten, wie die Schweizer zu den Wiesen sagen, zur Landung nutzen.

So werden Abenteuer abgeschlossen.

Überglücklich über dieses gelungene Abenteuer, ergab es sich auch noch, dass ich von einer Dorfbewohnerin einen kühlen Radler bekam.

Da die Basis „nur“ auf 3500 Meter war, hüllten sich schon um die Mittagszeit die Gipfel wieder in Wolken, das Wetter wurde leider immer schlechter und es stieg Tag für Tag die Gewittergefahr.
So entschloss ich mich, am nächsten Morgen auf die Riederalp zu gehen und ein wenig in der Aletscharena zu fliegen, das Aletschhorn, heuer zum 3. Male am Programm, verwehrte sich leider schon wieder.

 

PS.: Da ich aufgrund eines Festplatten „Crachs“ alle meine Fotos und Videos verloren habe, möchte ich mich beim Kollegen Cornel Suter für einige der Fotos herzlich bedanken.
Und möchte gleichzeitig auf seinen Bericht der Alphubelbesteigung verweisen;
http://www.cornelsuter.ch/fotoalbum/2011/hochtour/AlphubelRotgrat/index.htm

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