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Die Wetter und Windbedingungen waren alles andere als wirklich leicht. Zum Start des langen Wochenendes machten wir einen Aufwärm Hike&Fly auf die Gerlitzen, dann wechselten wir nach Meduno. Da war es leider relativ trüb und nicht wirklich fliegbar.


Daher wechselten wir in die Dolomiten, wo gegen Abend die Sicht immer besser wurde und das Wetter uns noch richtig Mut auf die Marmolada machte. Kurzerhand am Fuße der Marmolade die Windbedingungen checken und ein wenig enttäuscht auf das Tab starren ... 65km/h Nord - Nordwest ... hmmm ich glaube wir machen einen Hike&Fly ein bisschen tiefer, so um die 2000 Meter.
Als kleine Vorbereitung auf unser großes Vorhaben am Sonntag.

Climb&Fly am Ortler Hintergrat
18.06.2017

Der Ortler

 

Über den Hintergrat sollte es am Sonntag auf den fast 4000der gehen. Da wir gehört haben, dass an diesem Wochenende die Hintergrathütte schon offen hat, haben wir uns nach den 1000Hm auf's Col Rodella doch noch am Samstagabend an den Aufstieg zum Basislager gemacht.              ...man weiß ja nie was alles noch kommt...

Das Wetter hat gut gemeldet und der Wind sollte in 4200 Meter aus Nord - Nord-Ost mit ca. 30 - 40km/h kommend auch zum Starten passen. Ganz so genau kann man das aber bei den hohen Gipfeln aber so und so nie sagen. Ein bisschen positive Einstellung mit einer Portion Mut und natürlich Glück muss man da schon mitbringen.

Es ist 9:30 Uhr, wir stehen am Gipfel, mit mehreren anderen Bergsteigern welche über den Normalweg den Aufsteig geschafft hatten. Die Bedingungen erwiesen sich als gut, zumindest am Gipfel, der Wind war moderat, nur war kein Platz um direkt am Gipfel zu starte.

Vielleicht war es auch besser so...,
ich musste erkennen, dass das flache Gletscherbett ca. 50 Höhenmeter unter dem Gipfel genug Platz bietet und eigentlich ideal zum Starten ist. Die Ausrichtung des Startplatzes reicht von Westen bis Nord - Osten.
Zu unserem Pech, mussten wir feststellen, dass es viel zu viel Osteinfluss hat und wir am Gipfel eigentlich im Lee gestanden haben.
Auf dem Plateau wechselte die Windrichtung alle Minute von Nord auf West dann wieder Süd und ganz zu schwach war der Wind auch nicht..., gut 40km/h und vielleicht sogar ein wenig mehr. Der Wind sollte eigentlich schwächer sein, gut wir waren ja auch viel zu früh am Gipfel, also warten und beobachten.
Nach einer halben Stunde entschieden wir uns für den Abstieg, der Ostwind schnitt förmlich um die Ecke und die Richtung änderte sich auch laufend, somit war an Starten erstmal gar nicht zu denken.
Langsam gingen wir über das Schneefeld hinunter, immer wieder inne haltend um den Wind zu prüfen, es könnte sich doch eine brauchbare Situation ergeben.
Und siehe da, ca. 300 Höhenmeter unterhalb ergab sich schon das erste Starfenster, warten, 5 Minuten ... ja das könnte doch passen... fliegen ist halt doch einfach besser als runter latschen, wir warten also weiter.
Und tatsächlich eine weiter halbe Stunde später und einige Höhenmeter unter dem Gipfel kommt der Wind schon viel besser an, die Richtung stimmt und drehen tut er auch nicht mehr so extrem.

Am Sonntag war dann um 3:30 Uhr Tagwache, ein ordentliches Frühstück einwerfen und gegen 4:00 Uhr mit ein paar wenigen anderen Seilschaften in Richtung Grat aufbrechen.
Das Tempo war ganz ok, wir kamen gut voran, haben die lange, mühselige Schotterrinne hinter uns gelassen und sind beim Sonnenaufgang bereits am Einstieg der ersten Kletterpassagen angekommen.

Nach dem langen Firnrücken und ein paar weiteren Klettermetern geht es in die erste Schlüsselstelle, dem Abstieg um das Signalköpfl. Die Seilschaften kamen alle gut weiter und es bildete sich kein Stau, lediglich für einen Müsliriegel blieb mir Zeit ehe ich den Nachstieg antreten musste.
Eine kurze Querung auf einem Firnrücken, auf diesem bin ich schon mal mit den Skiern gestanden, hier kann man bis auf den Suldenferner durch eine super coole Rinne abfahren.
Belustigt sehe ich hinunter und erinnere mich wie ich in diese Rinne gestarrt habe als ich die Skier anlegte ... Bauchgrippeln...
Ein paar Meter höher oben ergibt sich dann ein gewaltiger Anblick, von hier aus erkennt man die Steilheit und die Ausgesetztheit des Grates erst richtig.
Ab hier beginnen die schönsten Teilstücke des Grates, schöne Kletterei bei der man mit einiger Übung das Seil durchaus auch weglassen könnte. Ein kurzer Aufschwung mit einem abdrengenden Riss, mit dem Fliegerbackerl am Rücken doch ein bisschen Anstrengender, aber es geht schon. Aber die schwierigste Stelle wartet noch auf uns, ein kleiner Überhang UIAA 3+ ...
Jedoch entpuppte sich dieser, entgegen meinen Erinnerungen, als spielend leicht.
Man benutzt die zur linken Seite entstandenen Trittstufen und geht nahezu mühelos über die Stelle hinweg.
Allerdings mussten wir hier eine kleine Hilfestellung anbieten um den nachfolgenden Gruppen das Weiterkommen zu ermöglichen.
Es dauerte nicht lange, war auch diese Aufgabe erledigt und ca. 15 Minuten später standen wir am Gipfel.

Es ist so weit, wir packen unsere Gleiter aus, richten uns her und warten ein Startfenster ab. Es dauert dann doch eine ganze Weile bis der Wind passt und wir uns in die Lüfte erheben...
Aber eins kann ich euch sagen, der Ausblick Richtung Reschenpass und die Höhe, wenn man über den Gletscherabbruch hinaus fliegt, ist einfach nur atemberauben! Mit weit über 1000 Meter Luft unter den Sohlen geht es über die Talquerung, ich steig ordentlich ins Gas um gegen den Wind anzukommen. Für die Susi2 mit ihren 16m² eigentlich gar kein Problem. Wenn die Windböhen nachlassen, beschleungt sie mit mir und dem gesamten Alpinmaterial am Rücken auf fast 75km/h ... da geht die Post ab. Wer an dieser Stelle glaubt, dass man da wie ein Stein vom Himmel fällt, der täuscht sich gewaltig. Auch mit einer deutlichen Überladung bringt die Susi noch ein erstaunlich gutes Gleiten hin, teilweise sogar eine Gleitzahl von 1:8.

Nach ca. 20 Minuten ist der Spuk auch schon wieder vorbei, ganz zum Reschenpass hat es natürlich nicht gereicht, aber immerhin sind wir bis nach Prad am Stilfserjoch gekommen und haben uns so einen rund 4 Stunden langen Abstieg erspart.

Ich kann nur sagen; Auf einen Berg zu steigen ist was schönes, jedoch noch viel schöner ist es vom Gipfel zu fliegen!!!


Best Gerald

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